Die Angst vor den Vorgesetzten
In den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass Mails von mir, in denen ich nicht einmal kritisiert sondern nur geschrieben habe, dass Vorschläge von mir an TopmanagerInnen – die mich um derartige gebeten hatten oder von ihren Vorgesetzten dazu beauftragt worden waren – über längere Zeit nicht berücksichtigt wurden. Das zu sagen, finde ich OK – es entspricht den Tatsachen und ist keiner besonderen Reaktion bedürftig. Dennoch haben sich die Adressatinnen jeweils bemüßigt gefühlt, sofort zu beteuern „Da muss ich meine Vorgesetzte in Schutz nehmen …“ Sehr ritterlich von den jeweiligen Damen – aber in Schutz nimmt man doch eher, wenn man „Ritter“ ist und nicht „Knappe“?
Im Versuch des Einfühlens in diese Reaktion spüre ich Misstrauen und Vorsicht – und dennoch bleibt mir die Reaktion unverständlich. Üblicherweise projizieren Menschen ihre eigenen Eigenschaften auf andere, also beispielsweise eigene ungeäußerte Kritik oder Unzufriedenheit. Ich habe nicht nachgefragt, denn in Alltagssituationen darf ich ja nicht „psychoanalysieren“ oder „antherapieren“ … dazu braucht es einen Vertrag. „Arbeitsbündnis“ heißt das in der Psychotherapie. Ich darf nur „pädagogisieren“ – also etwas am Beispiel verdeutlichen […]