Rollenbilder

Als ich noch Bezirksrätin in Wien Favoriten war (1973–1987) erzählte mir eine Genossin, vermutlich ein Jahrgang aus den frühen 1930er Jahren, die zur Zeit unseres Gesprächs in der Arbeiterkammer arbeitete, dass sie Ende der 1940er Jahre, Arbeit suchend am Arbeitsamt – heute AMS – vorsprach und zu hören bekam, sie sei doch hübsch, sie werde doch einen Herren finden, der sie erhalte (und dabei war nicht an Heirat gedacht).

Wir waren uns damals einig, dass diese gedankliche Entgleisung wohl der Erziehung der wohlangestellten Beraterin zuzurechnen sei, die halt noch im Zeitgeist des 19. Jahrhunderts dachte – so wie meine sehr geliebte mütterliche Großmutter, bei der ich während meines Studiums gelegentlich wohnte, und die jedes Mal, wenn mich ein Kommilitone abholte, nachher fragte „Na wär‘ der nichts?“ (nämlich zum Heiraten), aber daran dachte ich gar nicht, ich wollte mich beruflich beweisen und auch Karriere machen (war als einziges Mädchen „mit Dispens“ in einem altsprachlichen Gymnasium für Knaben, dort wurden wir ja daraufhin „programmiert“ – und dass das nicht für Frauen galt, habe ich erst in der damaligen SPÖ mitbekommen – heute ist es aber auch nicht viel anders) […]

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